Pressemitteilung: Wiedervernässung der Moore betrifft alle - private Hauseigentümer genauso wie die Landwirtschaft
„Dem ersten sein Tod, dem zweiten sein‘ Not, dem dritten sein Brot.“, beschreibt Jürgen Logemann, stellvertretender Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Oldenburg, mit einem alten Sprichwort die generationenübergreifende landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Moorgebiete.
„Vor vielen Jahrzehnten wurde die Urbarmachung des Moores vom Staat ausdrücklich durch politische Beschlüsse mit öffentlichen Mitteln unterstützt.“
Logemann spricht damit die Zugänglichkeit und Ertragsfähigkeit der Moore an. Diese wurden in den 30er bis 50er Jahren des letzten Jahrhunderts den Landwirten mit ihren Familien zur Verfügung gestellt, um damit dem Hunger und der Wohnungsnot in der Bevölkerung entgegen zu wirken.
Die Menschen haben dort ihre Heimat gefunden.
„Die jahrlange Arbeits- und Einkommensgrundlage vieler Menschen in den Gebieten wird mit einer potenziellen Wiedervernässung der Moore zunichtegemacht – und das muss dann wieder von der öffentlichen Hand bezahlt werden.“, so Logemann weiter.
Die landwirtschaftlichen Betriebe und Familien verlieren ihre Arbeitsgrundlage, denn selbst eine extensive Weidehaltung auf wiedervernässten Flächen ist kaum möglich. Also sind diese Gebiete für die Landwirtschaft unbrauchbar und ein weiterer Schritt in Richtung Flächenknappheit.
Eine Wiedervernässung kann nur anhand neuster Beurteilungen und entsprechender Folgenabschätzung stattfinden. Die Gebiete nach alten Kartenunterlagen festzulegen und darauf basierend wieder zu rekultivieren, ist nicht ohne weiteres möglich.
Der Kreislandvolkverband Oldenburg fordert deshalb als erste Grundlage neues und aktuelles Kartenmaterial. Bisher wird teilweise mit Karten gearbeitet, die die ursprünglichen Moorgebiete der 50er Jahre zeigen. Innerhalb der letzten 70 Jahre ist aber viel passiert; und das durchaus auch gewollt mit Unterstützung der jeweiligen Politik.
Aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern gerade auch der private Wohnungsbau ist den Gebieten vorangeschritten. „Wie sind denn die Folgen einer Renaturierung für die Hauseigentümer zu bewerten?“ fragt sich Jürgen Logemann, der gleichzeitig Vorsitzender des Bürger- und Heimatvereins in Benthullen – Harbern ist. Nasse Keller oder der Verlust von Eigentum können doch von der Grundüberlegung nicht gewollt sein. „Das gibt ein Riesentheater in diesen Gebieten.“
Eine Wiedervernässung der Moore kann nur mit dem Aufstauen von Wasser einhergehen.
Dieses, wie die Allgemeinheit weiß, fließt vom höchsten zum niedrigsten Punkt. Dadurch sei eine punktuelle, exakt abgegrenzte Stauung kaum umsetzbar. Das Bundesumweltministerium schlägt in ersten Gedankengängen sogar vor, die Moore mit Spundwänden, wie man sie in Häfen findet, „einzuzäunen“. „Was für ein fachlicher Unsinn ist denn das?“ findet Jürgen Logemann und kann über so viel Unkenntnis nur noch den Kopf schütteln. Wir müssen wieder auf eine sachliche Ebene zurück und ruft ausdrücklich die Bevölkerung auf, hier gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
„Wir haben im letzten Jahr den „Niedersächsischen Weg“ ins Leben gerufen. Er ist beispielhaft für einen Schulterschluss zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Landesregierung.
Eine derartige Zusammenarbeit als Grundlage zur künftigen Moorschutzstrategie sollten wir auch gesellschaftsübergreifend über die Landes und Bundesregierungsebene anschieben und jetzt die Vorbereitungen dazu treffen“, so Bernhard Wolff, Geschäftsführer des Kreislandvolkverbandes Oldenburg. Im Niedersächsischen Weg sind klare Ziele und Aufgaben von Naturschutz und Landwirtschaft definiert und abgewogen worden. „Außerdem werden hier Ausgleichzahlungen geregelt. Die Geldtransfers sind für alle Beteiligten unerlässlich.“
Bild zur Meldung: Wieder vernässtes Moor