Ökomodellregion im Landkreis Oldenburg: Bio mit der Brechstange
Politik und Verwaltung bemühen sich aktuell intensiv um die Einführung einer Ökomodellregion im Landkreis Oldenburg. Dadurch sollen Anreize für neue Wege in der Erzeugung und Vermarktung von ökologisch erzeugten Lebensmitteln geschaffen werden. Der momentane Anteil des Ökolandbaus in Oldenburg liegt bei rund 2,7 Prozent. Es soll nun versucht werden, dies in Verbindung mit den potenziellen Absatzmärkten in Oldenburg oder Bremen weiter auszubauen.
„Wir sehen aktuell mehr die regionale Landwirtschaft im Aufwind, bezweifeln aber, dass die Erhöhung des Bio-Anteils im Landkreis Oldenburg als oberstes Ziel Sinn macht.“, gibt Detlef Kreye, Landwirt und 1. Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Oldenburg zu bedenken.
Die Böden hier sind überwiegend sandhaltig und so ist eine Produktion von Bio-Getreide nur mit hohen Aufwand denkbar. „Ist es wirklich sinnvoll, dieses Ziel mit Gewalt durchzuziehen? Gibt Detlef Kreye zu bedenken. Er führt weiter aus: „Die Umstellung auf Bio/Öko geht mit einer Halbierung der Flächenerträge her. Das bei einem Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln in Deutschland von 86% zur Folge hat, dass für jeden extensivierten Hektar hier, einen Hektar Fläche im Ausland mehr benötigt wird, um unsere Gesamtversorgung zu sichern. Diesen Hektar nehmen wir anderen weg, oder es werden Waldflächen gerodet, Punkt.“
„Die Umstellung auf „Bio“ ist keine gesicherte Klimaschutzmaßnahme. Bio verursacht flächenbezogen zwar weniger CO2, es werden allerdings deutlich geringere Erträge erzielt. Der Flächenbedarf für die Nahrungsmittelproduktion steigt und kann andernorts zu sehr klimaschädlichen Landnutzungsänderungen (zum Beispiel Regenwaldrodungen) führen. Mit der Verlagerung der Produktion kann die örtliche Klimabilanz geschönt werden, unterm Strich wird die Klimabilanz unserer Nahrungsmittelversorgung schlechter.
Ein Verzicht auf Pflanzenschutzmitteln hat zum einen zur Folge, dass z.B. durch mehrfaches Striegeln oder Hacken der Ackerflächen im Frühjahr, Bodenbrüter und kleine Hasen keine Überlebenschance haben. Zum anderen steigt das Risiko der Ernte- und Lagerausfällen durch Schädlinge oder Verderbniserreger.
Es gibt mittlerweile viel innovativere und nachhaltigere Produktionsverfahren als reines Bio. Diese Verfahren richten sich nach den örtlichen Gegebenheiten, beziehen neueste technische, wissenschaftliche und ökologische Erkenntnisse mit ein. Dadurch kann dann auch das Ertragsniveau gehalten werden. Reines „Bio“ ist eine Lebensphilosophie und hat durchaus seine Berechtigung, ist aber in der Nachhaltigkeit nicht mehr „up to Date“.
Einige Bio-Betriebe haben sich dieses Marktsegment mühselig erarbeitet und den entsprechenden Kundenstamm gefunden. Wenn das politisch weiter ausgebaut wird, wird verständlicherweise der Wettbewerb unter den Betrieben erhöht und die Chancen geschmälert. Wenn der Ausbau dann auch noch nach dem EU-Biosiegel erfolgt, stehen die Betriebe hier in direkter Konkurrenz z.B. zu China oder Ägypten. Wer sich auf Bioproduktion einlassen möchte, der wird dies nicht wegen der Einrichtung einer Modellregion tun, sondern weil er absolut davon überzeugt ist. Dies auch in dem Wissen, um erhöhte Kostenstruktur und Mehrarbeit.
Junglandwirt Markus Brakhahn, der zusammen mit seiner Familie einen Betrieb in der Gemeinde Hatten führt, ist skeptisch. „Ich habe auf einem Bio-Betrieb meine Ausbildung gemacht und vieles kennengelernt. Für unseren Betrieb passt diese Wirtschaftsweise nicht. “ Brakhahn mästen Bullen und betreiben Ackerbau. Vor kurzem wurde ein neuer Stall für die Bullen fertiggestellt.
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